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Indians (Native Americans)


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Ureinwohner (Native Americans) sind die Indianer der USA sowie die Eskimos und Aleuten in Alaska. Nach Schätzungen sollen zu Beginn der europäischen Einwanderung 1–4 Mio. in Nordamerika gelebt haben. Die Vorfahren waren in mehreren Wellen während der letzten Eiszeit vor 40.000 bzw. vor 20.000 Jahren über die trocken gefallene Beringstraße aus Asien nach Nordamerika eingewandert. Dabei entstanden viele Stammesgruppen mit sesshaften und Feldbau treibenden oder nomadisierenden Lebens- und Wirtschaftsformen. Mehr als 150 Sprachen sind entstanden. Der Census stellte 1990 noch 500 verschiedene Indianergruppen fest. Die größten Stämme sind die Cherokee mit 370.000, die Navajos mit 225.000, die Sioux mit 107.000 und die Chippewa mit 106.000 Personen.


Eingeschleppte Krankheiten und kriegerische Auseinandersetzungen bei der Verdrängung auf wenige Reservatflächen haben die Indianerbevölkerung um 1890 auf den niedrigsten Stand von 250.000 dezimiert; bis 1950 ist die Zahl wieder auf 380.000, bis 1990 sogar auf 2,3 Mio.
Die einwandernden Europäer haben im 17. und 18. Jh. mit den Indianern Handel getrieben, sie teilweise auch in die Kolonialkriege einbezogen und Verträge mit ihnen abgeschlossen. In der Northwest Ordinance von 1787 heißt es „ihr Land und ihr Eigentum soll ihnen nicht ohne ihre Zustimmung genommen werden“. Als nach der Staatsgründung die Zuwanderung von Europäern anhielt und sich zunehmend verstärkte, begann nach 1800 die Landeserschließung jenseits der Appalachen – die Indianer mussten sich an die Siedlungsweise der Pioniere anpassen (cohabitation) oder sie wurden abgedrängt (separation). Bei Widerstand sind sie unter Einsatz militärischer Aktionen vernichtet worden (extermination).
Grundlage für die Umsiedlung der Indianer war der Indian Removal Act von 1830 und die Vorstellung von der manifest destiny, dass nämlich die Pioniere eine bessere Siedlungs- und Wirtschaftsweise bringen und die „Wilden“ geschult oder vernichtet werden müssen. Nach 1850 drangen die Siedler in die Steppenlandschaft der Plains und in die semiariden Gebiete des gebirgigen Westens bis zur Pazifikküste vor. In den für die Pioniere wertlosen, trockenen, uninteressanten Gebieten des Westens und in Oklahoma (OK) wurden die kriegerischen und die friedlichen Indianerstämme zusammengedrängt. Man konzipierte um 1860 das Reservatkonzept zur Lösung des Indian problems. Auf Bundesland erhielten die einzelnen Stämme ein bestimmtes Areal zur eigenen Gestaltung der Lebens- und Wirtschaftsweise. Die größten Reservate wurden nach 1860 in Arizona, New York und Utah angelegt, weitere entstanden in den Gebirgsstaaten Washington und Montana sowie in den beiden Dakotastaaten der Plainsebenen. Heute leben rund 50 % aller Indianer im Westen der USA, 30 % in den Südstaaten und nur 7 % im Nordosten .
Bereits 1887 hatte man das Reservatkonzept verworfen; man versuchte das Indian problem mit dem sog. Allotment-Programm zu lösen. Die Reservatflächen sollten in Parzellen aufgeteilt und diese an die Indianer zur privaten Nutzung vergeben werden, damit sie sich zu „nützlichen Bürgern“ entwickelten. Viele Reservate wurden aufgelöst. Diese Zwangsmaßnahmen haben traditionelle Bindungen an das Land und die menschlichen Beziehungen untereinander aufgelöst und zur Verschlechterung der Lebensbedingungen geführt. Der Meriam Report 1920 bestätigte dies und führte zu einer Änderung der Indianerpolitik:
  • Im Jahre 1924 erhielten die Indianer als letzte Minderheit die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
  • Im Jahr 1934 hatte die Bundesbehörde Bureau of Indian Affairs mit dem Indian Reorganization Act das indianische Stammesleben als besondere Kultur anerkannt und nach neuen Ansätzen zur Verbesserung der ökonomischen, gesundheitlichen und sozialen Lebensbedingungen gesucht, Förderung der self-governance.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man erneut, die Indianer zu „Steuer zahlenden Bürgern umzuformen“. Das Menominee Reservat in Wisconsin wurde aufgelöst; insgesamt sind 11.500 Indianer in Städte umgesiedelt worden. Mit Hilfe von Schulungsprogrammen sollten sie an das Stadtleben angepasst werden.
  • Im Jahre 1970 konnten nach vielfacher Kritik die Indianer in das ehemalige Reservatsgebiet zurückkehren.
Danach hatte man die Stammeskultur der Indianer anerkannt und als unterstützenswert eingestuft, was im Indian Self Determination and Education Assistance Act von 1975 offiziell bestätigt wird. Die kulturell-ethnische Identität der Indianer sollte erhalten bleiben und in der Erziehung einen angemessenen Stellenwert erhalten. Den Schulen im Randbereich der Reservate gab man bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Beachtenswert ist eine eigenständige Navajo-Universität, die nach dem Grundprinzip eines Hogan, der festen Hausform der Indianer, gebaut worden ist.


Quelle: Länderprofil USA
Autor: Roland Hahn
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 2002
Seite: 302-304 (gekürzt)
Bearbeitungsdatum: 12.05.2006